In Marzahn haben am 20. April 2015 ca. 300 Menschen an einer lauten und bunten antirassistischen Demonstration gegen Nazis und Rassismus teilgenommen. Neben zahlreichen solidarischen Aktivist*innen aus anderen Berliner Bezirken beteiligten sich viele Gruppen, Initiativen und Einzelpersonen aus Marzahn-Hellersdorf. Auf Transparenten, in Redebeiträgen und in Sprechchören wurde Solidarität mit Geflüchteten gefordert und sich deutlich gegen Lagerunterbringung, die Festung Europa und organisierte Nazi-Strukturen ausgesprochen. Die Demo verlief vom S-Bahnhof Marzahn zum Startpunkt der „Montagsdemo“ der ‚Bürgerbewegung Marzahn-Hellersdorf‘ an der Landsberger Allee. Dort stieß sie zur von den demokratischen Parteien angemeldeten allwöchentlichen Protestkundgebung, an der sich ca. 30-40 engagierte Menschen aus Marzahn und Hellersdorf beteiligten. So wurde trotz der als Sichtschutz quer gestellten Polizei-Fahrzeuge ein gemeinsames Zeichen gegen rassistische Hetze in Marzahn-Hellersdorf gesetzt.
Denn an der Kreuzung am zukünftigen Standort des Containerlagers hatten sich zur gleichen Zeit auch ca. 30-40 Nazis zur ‚Montagsdemo‘ eingefunden, unter ihnen langjährige Aktivist*innen der ‚Bürgerbewegung‘ und dem ‚Nationalen Widerstand Berlin‘, wie David Gudra, Marcel Rockel, Anmelder René Uttke mit Megefon, Patrick Krüger, Daniela Fröhlich am Fronttransparent, Kai Schuster, Gesine und Ronny Schrader als Ordner. Zu Beginn der Veranstaltung beschlagnahmte die Berliner Polizei diesmal, unter Protest von Daniela Fröhlich, drei Reichskriegsfahnen. Auch das von René Uttke angekündigte Geburtstagsständchen für den ‚Führer‘ wurde von den Cops untersagt.
Im weiteren Verlauf wurde die gemeinsame Protest-Kundgebung gegen die „Montagsdemo“ von 15-20 Nazis mit Steinen, Flaschen und Pfefferspray angegriffen. Die Angreifer konnten jedoch schnell vertrieben und während ihres Rückzugs fotografiert werden. Bereits im Vorfeld war beobachtet worden, dass sich ungestört von der Polizei mehrere Nazi-Gruppen im Kiez und im Umfeld der antirassistischen Demonstration bewegten. Weitaus erfreulicher hingegen die Information, wonach auf der Raoul-Wallenberg-Straße kurzzeitig bis zu 100 Personen auf die Fahrbahn vor die Nazidemo gelangten.
Unklar bleibt, ob die geringe Teilnahme als Ausdruck von weiterhin sinkendem Interesse zu bewerten ist oder ob potenzielle Kamerad*innen stattdessen von Helligkeit und zu erwartender Presse-Resonanz abgeschreckt wurden. Für die kommende Woche gibt es bisher keinerlei wahrnehmbare Mobilisierung von der Bürgerbewegung. Die Kundgebung der demokratischen Parteien an der Landsberger Allee Ecke Blumberger Damm steht jedoch auch weiterhin als Anlaufpunkt für legalen Protest zur Verfügung.
Fotos:
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