An der Kreuzung Landsberger Allee Ecke Blumberger Damm trafen sich auch an diesen Montag, den 22. Juni 2015, Rassist*innen aus Marzahn, um gegen eine Geflüchtetenunterkunft zu hetzen. Wie vor acht Monaten, als die neonazistischen Demonstrationen begannen, rufen Anhänger*innen der rechten Szene „Wir wollen keine, Asylantenheime“. Im Gegensatz zum November 2014 steht die neue Einrichtung jedoch schon längst. Im Hintergrund des braunen Geschreis ragen die oberen Etagen der Notunterkunft für Geflüchtete hervor. In wenigen Wochen werden die neuen Bewohner*innen einziehen. Ebenfalls im Gegensatz zum November beteiligen sich keine politisch unorganisierten Personen mehr an den wöchentlichen Aufmärschen bzw sind es seit drei Wochen nur noch Kundgebungen. 30 Neonazis verirrten sich auch in dieser Woche noch an die Baustelle. Inzwischen kann die Teilnehmer*innenzahl anhand der Zahl der Schilder und Fahnen fast ein-eindeutig ermittelt werden.
An diesem Montag gab es neben den üblichen Fahnen schwarz-weiß-rot, schwarz-rot-gold und der „schwarzen Sonne“ (in diesem Fall weiß auf schwarzem Grund, nationalsozialistisches und esotherisches Symbol) eine Fahne mit einem Kreuz aus Schwert und Hammer. Das in diesem Fall schwarze Zeichen auf rotem Grund ist ein in der extrem rechten Szene beliebtes Symbol freier nationalistischer Gruppen. Ein Nazi hielt ein Schild mit dem Schriftzug: „We must secure the existence of our people and a future for White children“ stand („Wir müssen die Existenz unserer Rasse und auch die Zukunft unserer weißen Kinder sichern.), eine rassistische Erklärung eines bekannten US-amerkanischen Naziterroristen.
Demoanmelder Rene Uttke begrüßte auch in dieser Woche seine Anhänger*innen mit einer Ansprache. Da nach der nummehr 30. „Montagsdemo“ der Stoff für Durchhaltereden längst erschöpft ist, liest Uttke seit ein paar Wochen vielmehr vor, was er zuvor in Zeitungen und Internet so vermeintlich Schlimmes gelesen hat. Die wenigen Zuhörer*innen sind zumeist bemüht interessiert zu zuhören und die Fahne gerade zu halten (oder sich eine anzutrinken). Danach heißt es immer wieder: pöbeln, über „die Bösen da oben“ heulen und sich die Füße platt stehen, letzen Montag mal wieder im Regen.
Am kommenden Montag wollen Neonazis und Rassist*innen erneut gegen die Rechte von Asylsuchenden, für ihre rassistischen Gesellschaftlichvorstellungen und Nazi-Ideologie „auf die Straße gehen“.
Auch allgemein zeichnet sich ab, dass Rechte, rassistische Vorfälle in Marzahn-Mitte stark zugenommen haben seit Beginn der rassistischen Aufmärsche an der Kreuzung. Die Berliner Woche berichtet darüber mit Bezug auf aktuelle zahlen des Berliner Registers.
An der Ecke Landsberger Allee/Blumberger Damm wird vor dem Autohaus wieder eine Gegenkundgebung der Parteien stattfinden.